Zum Stellenwert der Grammatik

Aus seiner reichhaltigen Erfahrung macht Erhard Dahl folgende aufschlussreiche Feststellungen:

"Der Spracherwerb hat mit dem Bewusstmachen des gesetzmäßigen Aufbaus einer Sprache wenig zu tun. Die Einsicht allein in eine Regel stützt nicht und beschleunigt nicht Fortschritte bei der korrekten, situationsgerechten aktuellen Kommunikation. Die Mehrzahl jener inneren Gesetze, die den Sprachgebrauch der Schüler steuern, sind ihnen nicht als explizit formulierte Grammatikregel bewusst, zum Teil von ihnen als solche nie gewusst worden."1)

Die berechtigte Frage, warum auch in der Waldorfschule grammatische Regeln im Fremdsprachenunterricht überhaupt behandelt werden, führt Dahl zu dem Hinweis, dass es hier wie auch in anderen Schulfächern nicht um das Lehren eines bestimmten Stoffes an sich gehe. "Die Absicht der Waldorfpädagogik ist, mit Hilfe des Stoffes die Entwicklung des Kindes und des Jugendlichen zu fördern." (S. 59) Will man also nach dem neunten/zehnten Lebensjahr das erwachende Ich-Gefühl des Kindes stärken, es "zum wachen Selbstbewusstsein" führen, so ist es wichtig, dass es auch die Gesetzmäßigkeiten der bisher unbewusst aufgenommenen Sprache aufnimmt, ja, diese sogar selbst entdeckt! 

Dabei sollte die Struktur, die entdeckt werden soll, bereits vertraut sein. "Das Wissen, die Erkenntnis muss aus dem Können heraus entwickelt werden." (S. 63)

Für ausführliche methodische Erläuterungen zum Grammatikunterricht verweise ich wieder auf Alain Denjean, der der Grammatik in seinem Buch ein eigenes Kapitel gewidmet hat (S. 103 - 119).2)




1) Erhard Dahl, a.a.O., S. 58 f.

2) Alain Denjean, a.a.O.


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